Did investor Buffett predict the inventory market crash? | EUROtoday

Did investor Buffett predict the inventory market crash?
 | EUROtoday

Es ist eine überraschende Mitteilung, die sich in den Quartalszahlen von Berkshire Hathaway am Wochenende wiedergefunden hat: Das Investmentvehikel von Warren Buffett hat seinen Anteil am iPhone-Hersteller Apple radikal reduziert. Der legendäre Investor hat seine Apple-Positionen um mehr als 50 Milliarden Dollar auf 84,2 Milliarden Dollar verringert. Der Konzern dürfte rund 390 Millionen seiner 780 Millionen Apple-Aktien verkauft haben – was ziemlich genau der Hälfte seines Anteils entspricht. Darüber hinaus wurden auch weitere Aktien in Höhe von rund 26 Milliarden Dollar verkauft, sodass man auf Verkäufe von rund 76 Milliarden Dollar kommt.

Direkt am Montag rauschten dann viele Kurse ins Minus. An den asiatischen Börsen gab es einen schwarzen Montag, der Topix notierte 12 Prozent in der tiefroten Verlustzone. Auch der deutsche Aktienindex Dax ging mit einem Minus von 3 Prozent aus dem Tag. Nicht ganz zu Unrecht fragen sich nun viele Börsianer, ob das Orakel von Omaha diesen Absturz vorausgesehen hat – oder gar für ihn mitverantwortlich ist.

Wie viel ist dran am Orakel von Omaha?

Das Zweite kann man so gut wie sicher ausschließen. Die Verkäufe von Berkshire Hathaway wurden über Monate getätigt. Vielmehr ist die gesamtwirtschaftliche Lage dafür verantwortlich: Viele Unternehmenszahlen der so wichtigen Techbranche enttäuschten in der vergangenen Woche, der amerikanische Arbeitsmarkt lieferte am Freitag ernüchternde Zahlen, und die Krise in Nahost besorgt nicht nur Investoren auf der ganzen Welt.

Aber wie sieht es mit seinem Ruf als Orakel aus? Ganz grundsätzlich betrachten viele Berkshire Hathaway als einen Repräsentanten für die Wirtschaft insgesamt, da das Unternehmen an Versicherern, Versorgungsunternehmen, der Eisenbahngesellschaft BNSF und Verbrauchermarken wie Fruit of the Loom und anderen beteiligt ist.

Buffett ist schon länger pessimistisch

Daran sieht man schon, dass Warren Buffett ein sehr konservativer Investor ist. Solche Rückschritte wie am Montag sind bei ihm eingepreist. Seine Wertpapiere steigen nicht so verrückt wie manche Techwerte, dafür aber konstant. Vereinfacht gesagt, sucht er Papiere, die konstant überdurchschnittlich gut laufen und günstig zu haben sind, und keine Überflieger, die vielleicht kurzfristig überproportional mehr Rendite machen, aber auch ein größeres Risiko eines Kurssturzes haben. Bestes Beispiel ist dafür zum Beispiel Coca-Cola – sie wird auch während einer ausgewachsenen Wirtschaftskrise getrunken. Allein deshalb schneidet seine Investmentgesellschaft oftmals besser ab als Vergleichswerte.

Doch schon im Februar zeichnete er in seinem Aktionärsbrief ein pessimistisches Bild und bremste die Erwartungen an die Zukunft. So werde sich Berkshire in Zukunft nicht mehr so stark entwickeln wie in der Vergangenheit. Künftig werde man wohl nur noch „etwas besser“ als eine durchschnittliche amerikanische Firma sein. Viel wichtiger sei ihm aber, dass Berkshire mit einem sehr geringen Risiko eines Totalverlustes arbeite. Weiter schreibt Buffett über seine Vorstellungen für die Zukunft von Berkshire: „Alles über ‚ein bisschen besser‘ hinaus ist Wunschdenken.“

Der Buffett-Index hilft ihm

Darüber hinaus nutzt Buffett einen eigenen Index, um zu sehen, ob Märkte als überbewertet gelten – den Buffett-Index. Er funktioniert dabei sehr simpel, er teilt die Marktkapitalisierung aller Aktien durch das Bruttoinlandsprodukt. Die Regel ist dabei ganz klar: Befindet sich der Indikator über 100 Prozent, geht man davon aus, dass die Papiere zu hoch bewertet sind. Um es noch klarer zu sagen: Wenn die Gewinne der Unternehmen steigen und damit mutmaßlich die Aktienkurse, müsste natürlich auch der wirtschaftliche Ausstoß eines Landes steigen. Ist das nicht der Fall, ist mutmaßlich etwas faul. Im besten Falle sinkt nur die Gewinnrendite, im schlimmsten Falle kann es aber zu einem Crash kommen.

Was die Bewertung also konkret liefert, ist eine vernünftige Schätzung der langfristigen Renditen. Es ist logisch, dass die zukünftige Rendite niedriger sein wird, wenn man heute schon zu viel bezahlt. Der BuffettIndikator kann also dabei helfen, über den aktuellen Zyklus hinauszuschauen. Für die Vereinigten Staaten notierte er vergangene Woche auf 196 Prozent, so hoch wie nie zuvor und damit deutlich überbewertet.

Der Indikator hat natürlich seine Schwächen. Die Größe eines Aktienmarktes wird auch durch die Struktur des Finanzsystems und das regulatorische Umfeld bestimmt, wie eine internationale Studie 2021 feststellte. Trotzdem sagt der Studienautor Laurens Swinkels: „Der Buffet-Indikator generiert verlässliche Prognosen für viele westliche Länder.“ Die Studienautoren haben dazu die am stärksten unterbewerteten Länder genommen, deren Kursentwicklung über zehn Jahre gemessen und sind auf eine durchschnittliche Jahresrendite von 10,5 Prozent gekommen – die Vergleichsgruppe schnitt mit 9,5 Prozent signifikant schlechter ab. Außerdem habe der BuffettIndikator 83 Prozent der Kursentwicklungen erklären können.

Barbestände steigen auf schwindelerregende Höhen

So spricht also einiges dafür, dass Buffett vielleicht nicht den Tag des Ausverkaufs vorhergesehen hat, aber er doch zumindest den Markt für überbewertet gehalten hat und die Aktienverkäufe folgerichtig sind.

Dadurch stiegen auch die Barbestände von Berkshire Hathaway weiter an – auf mittlerweile insgesamt 277 Milliarden Dollar, 88 Milliarden mehr als noch im Vorquartal. Das Geld liegt allerdings nicht klassisch auf einem Bankkonto, sondern wird typischerweise in ­kurzlaufende Staatsanleihen investiert. Hierzu sagte Buffett auf der Hauptversammlung im Mai: „Wir würden es gerne ausgeben, jedoch werden wir es nicht ausgeben, es sei denn, wir glauben, dass wir etwas tun, das ein sehr geringes Risiko hat und uns eine Menge Geld einbringen kann.“

Aber die hohen Barbestände könnten mittelfristig zum Problem werden. In den vergangenen Jahren hat das Konglomerat von den Zinserhöhungen der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve profitiert. Da die Barbestände in kurzlaufenden Anleihen gehalten wurden, sorgten die steigenden Zinsen für ein erquickliches Auskommen. Allein im vergangenen zweiten Quartal erzielte Berkshire mit Zinsen Erträge in Höhe von 2,6 Milliarden Dollar. Im gesamten Vorjahr waren es sogar 8 Milliarden Dollar, die Buffett mit den Schulden des Staates verdiente. Zum Vergleich: Aus Dividenden flossen „nur“ 5,4 Milliarden Dollar. Doch mit der mehr oder weniger deutlich angekündigten Zinswende dürften die Renditen der von Berkshire gehaltenen Staatsanleihen auch sinken und die Gewinne schmelzen.

Dass Buffett nun ausgerechnet so viele Apple-Aktien verkauft, hat sich schon länger abgezeichnet, es ist das dritte Quartal in Folge, in dem Berkshire diese Papiere veräußert. Schon zum vergangenen Quartal sank der Anteil der Apple-Papiere überraschend deutlich um 13 Prozent auf 790 Millionen Aktien. Buffett begründete seine Entscheidung auf der damaligen Hauptversammlung nicht, er sagte nur, man wolle weiterhin auf Apple setzen: „Wenn nichts wirklich Außergewöhnliches passiert, wird Apple unser größtes Investment bleiben.“ Es werde eine der langfristigen Investitionen neben Coca-Cola und American Express bleiben.

Doch damals betonte er auch: „Unter den derzeitigen Bedingungen macht es mir überhaupt nichts aus, die Cash-Positionen auszubauen.“ Wenn man sich die Alternativen auf dem Aktienmarkt anschaue, sei das ziemlich attraktiv.

Die Geschichte von Buffett und den Techwerten ist lang und nicht unbedingt nur von Erfolgen geprägt: Er und sein mittlerweile verstorbener Investmentpartner Charlie Munger waren sehr vorsichtig, was Investitionen in die Branche angeht. Auch bedauerten sie in der Vergangenheit, dass sie etwa die Chance nie ergriffen hätten, in die Google-Muttergesellschaft Alphabet zu investieren. Auch den Einstieg in das Thema Künstliche Intelligenz, etwa mit Nvidia, verpasste man. Dazu kam noch ein weiteres unglückliches Händchen: So investierte man etwa in IBM, doch der Konzern gehörte ohne Zweifel zu den Flop-Investments.

Für Apple gab und gibt es gute Gründe

Für die Apple-Papiere gab es im Jahr 2016 dann einige Gründe, sodass insgesamt 40 Milliarden Dollar in den Konzern investiert wurden. Buffett erläuterte seine Entscheidung für Apple seitdem mehrmals: Der Starinvestor ist besonders von der Loyalität begeistert, die Kunden gegenüber dem Unternehmen aufbringen – was natürlich zu einer unglaublichen Preissetzungsmacht führt. Wer die steigenden Preise für die Apple-Produkte sieht, kann hier nur zustimmend nicken. „Apple ist bei den Verbrauchern in einer Position, in der diese 1500 Dollar für ein Telefon bezahlen“, sagte Buffett. Die gleiche Zielgruppe würde auch eher auf ein Zweitauto für 35.000 Dollar verzichten als auf ihr iPhone: „Es ist eben ein außergewöhnliches Produkt.“

Ein weiterer Grund für Apple-Aktien war und ist die beachtliche Dividende, die der Konzern auszahlt. Rund 25 Cent je Aktie zahlt das Unternehmen. Bei den immer noch 390 Millionen Apple-Aktien im Besitz sind das fast 100 Millionen Dollar im Quartal, also nahezu 400 Millionen Dollar im gesamten Jahr.

Buffett liebt außerdem die Aktienrückkäufe von Apple. Seit dem Einstieg von Berkshire Hathaway im Jahr 2016 hat der Konzern rund 540 Milliarden Dollar an eigenen Aktien zurückgekauft. Ein weiteres Programm in Höhe von 110 Milliarden Dollar wurde erst im Mai angekündigt. Buffett selbst ist ein großer Verfechter dieser Art der Gewinnverwendung. Durch solche Rückkäufe steigt der Gewinn je Aktie, wodurch auch der Aktienkurs weiter steigen dürfte. Davon profitieren dann wiederum Altaktionäre wie Berkshire Hathaway.

Zu guter Letzt ist Buffett auch Fan von Apple-Chef Tim Cook: „Ich denke, dass er einer der besten Vorstandschefs ist. Er versteht das Geschäft und verfügt mit dem iPhone über ein Produkt, das Steve Jobs im Grunde erfunden hat – aber Tim Cook hat dieses Unternehmen auf außergewöhnliche Weise fortgeführt“, sagte der Investor.

Doch warum dann nun das Abstoßen so vieler Papiere? Was man ausschließen kann, ist, dass Buffett weiter diversifizieren wollte. Er und sein kongenialer Geschäftspartner Charlie Munger gelten nicht gerade als Verfechter einer umfassenden Diversifizierung. Das sei eines der unsinnigsten Dinge, die in der modernen Universitätsausbildung gelehrt würden, pflegte Munger zu sagen. Dies sei eine „verrückte Idee“, da es gar nicht so leicht sei, ausreichend gute Optionen zu finden. „Und wenn man nur drei hat, wäre es mir lieber, wenn es meine besten Ideen wären statt meiner schlechtesten“, erklärte Munger weiter.

Bewertungsdisziplin steht über allem

Da aber einige Leute ihre besten nicht von den schlechtesten Ideen unterscheiden könnten, würden sie ihre diversifizierten Investments für besser halten, als diese tatsächlich seien: „Ich denke, wir machen weniger solche Fehler als andere Leute“, sagte Munger selbstbewusst: „Und das ist so ein Segen für uns.“

Wenn es nicht die Diversifizierung ist, was kann es dann sein? Darüber sprechen nun viele Analysten. Christopher Rossbach, der für Berkshire-Investor J. Stern & Co. die Anlagen verantwortet, sieht die Verkäufe der Apple-Aktien als ein „Zeichen dafür, dass die Bewertungsdisziplin in seinen Überlegungen sehr weit vorne steht“. Dies sagte der Fachmann gegenüber der britischen „Financial Times“. Er stellt sich aber auch die Frage, wie Buffett die nun verfügbaren Barmittel einsetzen werde und ob er genügend Investitionsmöglichkeiten finden könne. Auch stehe im Raum, ob man die Barmittel nicht sonst zu einem weiteren Aktienrückkauf einsetzen und so etwas an die Aktionäre zurückgeben werde. Im zweiten Quartal wurden 345 Millionen Dollar für Rückkäufe ausgegeben, im Juli gab es keine.

Eine Vermutung, die von verschiedenen Analysten zum Zeitpunkt des Verkaufs ins Spiel gebracht wurde, betrifft potentiell höhere Kapitalertragsteuern in den kommenden Jahren. So sagte Buffett im Mai selbst, dass der Verkauf sinnvoll sei, weil der Bundessteuersatz von 21 Prozent auf die Gewinne wahrscheinlich steigen werde. Was dafürspricht: Apple ist nicht der einzige Wert, den Buffett zuletzt verkauft hat. Auch der Anteil der Bank of America wurde reduziert. In den vergangenen Wochen hat sich Berkshire von Aktien der Großbank im Wert von 3,8 Milliarden Dollar getrennt. Damit war es nun das siebte Quartal in Folge, in dem Berkshire mehr Aktien verkauft hat, als es zugekauft hat.

Insgesamt ist der Gewinn von Berk­shires Dutzenden von Unternehmen im zweiten Quartal um 15 Prozent auf 11,6 Milliarden Dollar gestiegen, im Vergleich zu 10,04 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal. Fast die Hälfte des Gewinns stammt aus dem Versicherungsgeschäft von Berkshire, zu dem etwa Geico gehört. Der Autoversicherer konnte seinen Gewinn auf 1,8 Milliarden Dollar mehr als verdreifachen, da der Konzern seine Preise erhöhen konnte. Das Versicherungsgeschäft profitierte außerdem von steigenden Kapitalerträgen sowie von der Tatsache, dass es keine größeren Katastrophenereignisse gegeben hat. Die Umsätze der Eisenbahn-Beteiligung BNSF stagnierten dagegen, da ein höheres Volumen an Gütertransporten einem Rückgang der beförderten Kohlemengen gegenübersteht. Die Umsätze in mehreren Fertigungsunternehmen sind gefallen, in der Luftfahrtbranche sind sie leicht gestiegen.

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/hat-investor-buffett-den-aktiencrash-vorausgesehen-19900884.html