Der russische Geheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben einen deutschen Staatsbürger unter Terrorvorwürfen festgenommen. Nikolaj Viktorowitsch G. sei bei der Einreise aus Polen ins Kaliningrader Gebiet festgenommen worden, teilte der auch für Grenzkontrollen zuständige FSB am Mittwoch mit, seinerseits unter vollständiger Nachnamensnennung.
Der Geheimdienst wirft dem demnach 1967 geborenen und in Hamburg wohnhaften G. vor, im vergangenen März einen Sprengstoffanschlag auf eine Gasverteilerstation in Kaliningrad verübt zu haben. Er sei nun neuerlich nach Russland eingereist, „um Sabotagetätigkeit gegen Energieobjekte zu organisieren“, teilte der FSB weiter mit. Im Auto von G., einem Ford Focus, sei ein halber Liter Flüssigsprengstoff gefunden worden. G., der in Untersuchungshaft genommen worden sei, habe „die Aufgaben und Komponenten für den selbst gebauten Sprengsatz“ von einem – namentlich genannten – ukrainischen Staatsbürger erhalten, der ebenfalls 1967 geboren sei und in Hamburg lebe. Neben Terrorismus wird G. nun „Schmuggel von Sprengstoff“ vorgeworfen.
Festnahme wegen der Einfuhr von Cannabis-Gummibärchen
Es würden noch Personen gesucht, die G. geholfen hätten, teilte der FSB weiter mit. Vonseiten deutscher Behörden gab es zunächst keine Stellungnahme.
Einerseits vermeldet der FSB regelmäßig, Terroranschläge aufgeklärt und vereitelt zu haben, wobei an den Darstellungen häufig große Zweifel bestehen. Andererseits kommt es immer wieder vor, dass Ausländer bei der Einreise nach Russland festgenommen werden, oft unter Vorwürfen im Zusammenhang mit der Einfuhr in Russland verbotener Substanzen.
So wurde im Januar der Hamburger Patrick Schöbel am Flughafen von Sankt Petersburg festgenommen, der sechs Gummibärchen mit Cannabis dabei hatte, und zwar, wie Schöbel später der Zeitschrift „Stern“ sagte, um besser schlafen zu können. Ihm drohten bis zu sieben Jahre Haft, doch kam Schöbel am 1. August im großen Gefangenenaustausch zwischen Russland und westlichen Ländern frei.
Ende August und damit zu spät, um von dem Austausch zu profitieren, wurde an der Grenze zwischen Estland und dem westrussischen Gebiet Pskow ein deutscher Rentner festgenommen, der versucht hatte, 21 Goldbarren in seinem Wohnmobil nach Russland einzuführen. Die Barren mit einem Gewicht von 13 Kilogramm seien in einem Schrank versteckt gewesen, teilte der FSB mit. Die Zeitung „Moskowski Komsomolez“ zitierte einen früheren Zöllner, der sagte, viele Schmuggler glaubten, dass größeren Autos an der Grenze weniger Aufmerksamkeit geschenkt werde. Dem sei aber nicht so, an der Grenze würden die Fahrzeuge von Ausländern immer besonders kontrolliert. Dieser Deutsche soll seine Zolleinfuhrdeklaration falsch ausgefüllt haben. Ihm drohen nun bis zu fünf Jahre Haft.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/offenbar-deutscher-staatsbuerger-in-russland-wegen-sabotagevorwuerfen-festgenommen-110122443.html