“Focus Online” corrects incorrect reporting in regards to the SPD | EUROtoday

Dass sich politische Gegner im Wahlkampf mit harten Bandagen begegnen, ist nicht ungewöhnlich. Heikel wird es allerdings, wenn sich Medien an einer Schlammschlacht beteiligen – bewusst oder auch aus Nachlässigkeit. Am Samstag veröffentlichte „Focus Online“ einen Bericht über eine „Schmutzkampagne“, welche die SPD gegen den Kanzlerkandidaten der Union, Friedrich Merz, plane. Kurz darauf stellte sich allerdings heraus, dass es einen solchen Plan der SPD nicht gab. Den ursprünglichen Artikel sucht man auf der Website von „Focus Online“ mittlerweile vergeblich. Schon wenige Stunden nach seiner Veröffentlichung nahm ihn die Redaktion offline.

Wie Screenshots, die noch im Netz kursieren, zeigen, trug der Artikel die Überschrift: „SPD plant Schmutz-Kampagne! Frauen sollen Angst vor Friedrich Merz schüren“. 100 Frauen sollten demnach zeitgleich Videos veröffentlichen, in denen sie ihre „Angst“ vor einer möglichen Kanzlerschaft Merz’ äußern sollten. Als Quelle für die Behauptung berief sich „Focus Online“ auf Insider aus der CDU.

Seit Montag findet sich bei „Focus Online“ nun eine „Aktualisierung“ mit dem Titel „Neue Erkenntnisse zu Bericht über Social-Media-Kampagne gegen Merz“. Die Redaktion gehe nicht mehr davon aus, heißt es dort, dass es strategische Überlegungen der SPD in „der ursprünglich dargestellten Art“ gegeben habe. Neue Erkenntnisse hätten die Redaktion bewogen, den Text vom Wochenende offline zu nehmen. In der Selbsterklärung entschuldigt sich der Ko-Geschäftsführer von „Burda Forward“, Daniel Steil, bei Lesern und der SPD für die „Veröffentlichung ohne ausreichende Überprüfung des Wahrheitsgehalts“.

„Desinformation, Hass und Hetze“

Informationen von Quellen, die „Focus Online“ als vertrauenswürdig eingestuft habe, hätten sich als falsch erwiesen. „Gerade in Zeiten von manipulierten Nachrichten, wie wir sie auch im US-Wahlkampf gesehen haben, gewinnt journalistische Sorgfalt noch mehr an Bedeutung. Wir sind dafür in unserer künftigen Berichterstattung zusätzlich sensibilisiert“, so Steil. Auf der Plattform X, ehemals Twitter, äußerte sich Raphael Brinkert, Leiter der Agentur Brinkert Lück Creatives, die für den Wahlkampf der SPD zuständig ist. „Keiner, mit dem ich heute gesprochen habe, kennt eine ,Frauen gegen Merz‘-Kampagne. Und von uns ist sie definitiv nicht“, schrieb er. Im Gespräch mit dem Magazin „Stern“ bezeichnete SPD-Generalsekretär Matthias Miersch den Artikel als „Desinformation, Hass und Hetze“. „Focus Online“ habe erst eingelenkt, nachdem die SPD rechtliche Schritte eingeleitet hatte. Darüber hinaus sei man vor der Veröffentlichung des Textes nicht mit den Vorwürfen konfrontiert worden. Das entbehre „jeder journalistischen Grundlage“, sagte Miersch.

Zur scheinbaren Plausibilität der Schmutzkampagnen-Story könnte beigetragen haben, dass Friedrich Merz der SPD zuvor im Bundestag angelastet hatte, sie habe einen Schmutzwahlkampf im Sinn. Gemeint war damit der schleswig-holsteinische SPD-Bundestagsabgeordnete Bengt Bergt, der ein Instagram-Video weiterverbreitet hatte, in dem ein mit KI gefälschter Merz sagte, er verachte die Demokratie.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/focus-online-korrigiert-falsche-berichterstattung-ueber-spd-110125846.html