Capital funding 2025: Don’t be afraid of Trumponomics | EUROtoday

Europa meiden, Amerika suchen: Der Ratschlag klingt klar, den Österreichs Erste Asset Management, einer der großen Kapitalverwalter in Ostmitteleuropa und Österreich, renditesuchenden Kapitalanlegern zur Jahreswende mit auf den Weg gibt. Aber ein Warnhinweis kommt gleich hinterher: Sie sollten sich darauf einstellen, dass die Wegstrecke rumpeliger werde.

„Geld zu verdienen mit Kapitalanlagen war 2024 nicht so schwierig“, sagt Heinz Bednar, der Vorsitzende der Geschäftsführung. „Wer heuer breit investiert war, der hat gut verdient.“ Doch im neuen Jahr dürften die Risiken wachsen, die Kursschwankungen zunehmen. Dabei hat Bednar einerseits die diversen globalen Krisen mit ihren ungewissen Wendungen im Blick, andererseits Donald Trump, den künftigen Präsidenten Amerikas, von dem man nicht weiß, wie weit er seine teils erratischen Ausflüge in die internationale Handels-, Steuer- und Devisenpolitik – kurz Trumponomics – in Politik umsetzen wird, nachdem er im Januar seine zweite Amtszeit als amerikanischer Präsident begonnen hat.

Gerold Permoser, der die Anlagestrategie des 84 Milliarden Euro schweren Assetmanagers bestimmt, beginnt denn auch mit den Fundamentalfaktoren, der Wirtschaftslage und den Konjunkturaussichten. Da erkennt er eine zweigeteilte westliche Welt: Europa mit seiner eher verhaltenen Wirtschaftsentwicklung, politisch geschwächt, Wahlen in Deutschland und möglicherweise Frank­reich vor der Türe, Staaten wie Deutschland und Österreich „am Rande einer Rezession“ und einer Notenbank, die bei ungewisser Inflationsperspektive unter Druck stehe, die Zinsen zu senken, um die Wirtschaft am Laufen zu halten.

Die von Trump angedrohten Zölle könnten zudem eine Spirale an Einfuhrzöllen in Europa und China auslösen, was vor allem Europa schmerzhaft zu spüren bekäme. Denn Chinas Exporteure könnten die nicht mehr in Amerika absetzbaren Waren nach Europa umlenken.

Zuversicht für Amerika

Auf der anderen Seite des Atlantiks dagegen sieht er eine Wirtschaft in guter Verfassung, mit soliden Wachstumsraten, woran sich so bald auch nichts ändern werde. Treiber der Aktienkurse seien steigende Gewinnerwartungen der Unternehmen. Gerade bei Tech-Aktien, auf die der übergroße Teil des Anstiegs der Marktkapitalisierung entfallen sei, bestünden angesichts geplanter Deregulierung und Zolldrohungen auf nahe Sicht weitere Gewinnchancen. Zudem dürfte die Regierung Trump Projekte seines Vorgängers, mutmaßliche Monopole wie Google aufzubrechen, weniger intensiv verfolgen.

Falls dann die von Trump angekündigten Steuersenkungen für Unternehmen kämen, „dürften die Aktienkurse aufgrund der Effekte auf die Unternehmensgewinne noch einmal steigen.“ Aber was gut ist für die Anleger, muss nicht gut sein für den Staat. Denn geringere Staatseinnahmen bei unveränderten oder steigenden Ausgaben führen zu höheren Schulden. Ratingagenturen hatten das Staatsdefizit der USA von mehr als 120 Prozent ihres Bruttoinlandproduktes schon als zu hoch gerügt.

Investoren könnten wegen des steigenden Risikos höhere Prämien für das Halten von US-Anleihen verlangen, sagt Permoser, das würde die Renditen treiben und den Spielraum der Notenbank für weitere Zinssenkungen einschränken. In Amerika könnte „die Periode der Zinssenkungen bald vorbei sein, was zu Enttäuschungen führen könnte.“

Manche Renditen könnten sinken

Zwei Zinsschritte der Fed erwartet Permoser im kommenden Jahr. „Sollten mehr als zwei Zinssenkungen kommen, lässt sich bei den Renditen was verdienen.“ Bei Renditen von 4,2 Prozent für zehnjährige Papiere stelle sich damit aktuell die Frage „einsteigen oder nicht“. Er erwartet alles in allem eher sinkende Renditen für US-Anleihen auf 4,0 Prozent im kommenden Jahr. Verschuldung und Defizitwachstum wirkten, wenn auch eher mittel- und langfristig, „eindeutig negativ“.

Positiv für die unter Druck stehende Weltkonjunktur sollten sich die in Asien, Afrika, Amerika und Europa anstehenden Leitzinssenkungen auswirken. Auch an anderer Stelle komme es auf Notenbanken an: beim Goldpreis. Denn ein beträchtlicher Teil der Preissteigerungen des Edelmetalls in sei zuletzt durch Goldkäufe von Notenbanken ausgelöst worden. Auch ein starker Dollar und anhaltende geopolitische Unsicherheiten könnten dem Edelmetall weiter Halt geben.

Nachhaltigkeit bleibe auch 2025 ein großes Thema bei den Anlegern, vor allem in Europa, wo 90 Prozent aller nachhaltigen Veranlagungen getätigt würden. Das lässt sich aus den Zahlen der Erste Asset Management ablesen: Die nach den ESG-Kriterien Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung verwalteten Kundengelder seien in diesem Jahr um 45 Prozent auf 25,2 Milliarden Euro gewachsen. Dank der beliebten Fondssparpläne werde es jeden Monat mehr.

Selbst in Amerika werde, anders als Trumps Rhetorik es nahelege, das Klimathema von Bedeutung bleiben, gibt sich Permoser überzeugt. Das Kursfeuerwerk von Tesla und Bitcoin nach der Wahl zeige, dass es „nicht auf ‚grün‘ oder ‚braun‘ ankommt, sondern darauf, wie nahe man der Regierung ist“. Selbst wenn Trump wieder aus dem Pariser Klimaabkommen austrete, so bedeute das nicht, dass die Investitionen in den Klimaschutz in Amerika abbrächen.

So sei schon viel Geld aus Präsident Joe Bidens Inflation Reduction Act investiert oder verplant und zugesagt worden. Das Gros der grünen Investitionen finde zudem in Bundesstaaten statt, die von den Republikanern regiert würden. Dort seien 90 Prozent der „Green Jobs“ in den USA entstanden. Trump werde kaum seinen Parteifreunden in den Arm fallen.

Viele auch weltweit tätige US-Unternehmen hätten sich zudem selbst Klimaschutzvorgaben gegeben, die sie nun unabhängig von der politischen Agenda in Washington abarbeiteten, argumentiert Permoser. Nicht zuletzt verlange die Börse die Offenlegung von Umweltkennziffern, die für das Geschäft bedeutsam seien. Auch die Angst vor einer Ausweitung der Ölförderung hält er für übertrieben, denn die Investitionen darin folgten langfristigen Gesetzen von Angebot und Nachfrage und nicht kurzfristigen politischen Ansagen.

Unter dem Strich seien die Perspektiven 2025 für die globalen Aktien- und Anleihenmärkte intakt, auch wenn sie sich eintrübten. „Es werden wohl kleinere Brötchen gebacken werden, aber wir werden satt werden.“

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/kapitalanlage-2025-keine-angst-vor-trumponomics-110164020.html