Podcast “heute wichtig”: Bergretter Klaus Burger wurde von Lawine lebendig begraben: “Wünscht man nicht mal seinem ärgsten Todfeind”

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Podcast “heute wichtig” Bergretter Klaus Burger wurde von Lawine lebendig begraben: “Wünscht man nicht mal seinem ärgsten Todfeind”

Klaus Burger, Berg- und Flugretter aus dem Berchtesgadener Land Lawine

Klaus Burger, Berg- und Flugretter aus dem Berchtesgadener Land wurde selbst von einer Lawine begraben

© privat

“Dem Himmel nah, den Deppen fern, so hab ich’s gern” – vielleicht sei das die Antwort auf die Frage, warum so viele gerne in die Berge gehen, zitiert Bergretter Klaus Burger aus einem Gipfelbuch. Für ihn sind die Berge Lebenselixier, aber auch lebensbedrohlicher Einsatzort.

Klaus Burger ist Regionalleiter bei der Bergwacht Chiemgau im Süden Bayerns. Über 1000 Einsätze sind es im Chiemgau jedes Jahr für die Bergrettung – und es werden immer mehr. “Die Rettungseinsätze steigen in Bayern über die Jahre kontinuierlich”, sagt Klaus Burger in der 434. Folge “heute wichtig”. Überdurchschnittlich viele davon sind im vergangenen Jahr tödlich verlaufen, erzählt der Bergretter im Podcast, und überdurchschnittlich viele sind sogenannte “Blockierungen”: “Das sind Leute, die nicht verletzt oder krank sind, sondern einfach nicht mehr weiterkommen, nicht mehr vor und zurück.” Viele von den Geretteten seien zwischen 20 und 30 Jahre alt und oft aus eher bergferneren Regionen.

“Digitalbergsteiger”: Soziale Medien als Reiz- und Risikofaktor

Die sozialen Medien sieht Klaus Burger dabei als “Reizfaktor, aber auch als Risikofaktor beim Bergsteigen”. Man könne, so sagt er, inzwischen von “Digitalbergsteigern” sprechen, von einem “Einbruch der digitalen Welt im hochalpinen Raum”. Ein Paradebeispiel dafür ist die Rettung von mehr als 100 Schüler:innen und Lehrkräften im Kleinwalsertal im vergangenen Jahr. Die Gruppe geriet in Bergnot, nachdem sich die im Netz als “Feierabendrunde” beschriebene Route als deutlich anspruchsvoller herausstellte als gedacht. Sich vor einer Wanderung im Internet zu informieren, sei an sich hilfreich, sagt Burger im Podcast – allerdings brauche es auch immer eine analoge Tourenplanung, die Information vor Ort, das Wissen über die aktuelle Lage und mögliche Gefahren.

Lebensgefahr Lawine: “Die Lawinenrettung ist meist eine Totenrettung”

Jetzt im Winter drohten in den Bergen besondere Gefahren: “Der Winter in den Bergen ist nicht der Sommer in den Bergen nur in Weiß”, sagt Klaus Burger. Die Abrutschgefahr sei durch vereiste Schneefelder erhöht, viele Schutzhütten geschlossen und wer sich verletzt, sei einer lebensbedrohlichen Unterkühlungsgefahr ausgesetzt. Selbst zehn Zentimeter Schnee reichten aus, dass Wegmarkierungen nicht mehr sichtbar sind und Bergsteiger:innen die Orientierung verlieren. Dazu komme die Lawinengefahr – auch ohne große Schneemengen. “Die Lawinenrettung ist meist eine Totenrettung”, sagt Klaus Burger. Er selbst wurde vor Jahren von einer Lawine verschüttet, erzählt er. “Das war keine schöne Erfahrung. Lebendig begraben zu sein, das wünscht man nicht mal seinem ärgsten Todfeind.” Man ist komplett einzementiert, kann Füße und Beine nicht bewegen, weiß nicht mehr, wo oben und unten ist, erzählt Klaus Burger. “Und man weiß, wenn die Kameradenrettung nicht funktioniert, war’s das. Ohne Atemhöhle hat man ungefähr 12 Minuten.” Bis die Bergrettung unterwegs ist, der Hund auf der Lawine, sei es oft zu spät.

Michel Abdollahi

Podcast “heute wichtig”

Klar, meinungsstark, auf die 12: “heute wichtig” ist nicht nur ein Nachrichten-Podcast. Wir setzen Themen und stoßen Debatten an – mit Haltung und auch mal unbequem. Dafür sprechen Host Michel Abdollahi und sein Team aus stern– und RTL-Reporter:innen mit den spannendsten Menschen aus Politik, Gesellschaft und Unterhaltung. Sie lassen alle Stimmen zu Wort kommen, die leisen und die lauten. Wer “heute wichtig” hört, startet informiert in den Tag und kann fundiert mitreden.

Burger hat seinen Lawinenunfall damals überlebt – und die Leidenschaft für die Berge nicht verloren. Für die Bergrettung ist das eine Grundvoraussetzung. Daneben braucht es Kondition und Können – im Skifahren und Klettern. “Wir bilden nicht aus, das muss man mitbringen.” Und weil er selbst seit jungen Jahren in den Bergen unterwegs ist, ist der gefährliche Einsatz als Bergretter für Klaus Burger “eine Selbstverständlichkeit”.

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rw

Source: stern.de