Eingebunkert in ideologischen Gedankengebäuden – ohne einen Hauch von Vernunft

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Es ist ein sonderbares Verständnis von Demokratie, das Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) an den Tag legt: Zum Jahresanfang fordert sie gereizt, die Debatte darüber zu beenden, die Atomkraftwerke in Deutschland zumindest so lange laufen zu lassen, bis die Energiekrise vorüber ist. Offenbar hat die Krankenkassen-Betriebswirtin in den Sozialkunde-Kursen ihrer Weiterbildung eher geträumt als hingehört.

Sonst würde die Sozialdemokratin wissen: Demokratie ist Regieren durch Konflikt und Konflikt dabei die Antriebskraft des Wandels. Jede gesunde, selbstgewisse und dynamische Gesellschaft kennt und anerkennt Konflikte in ihren Strukturen. Deren Leugnung hätte ebenso schwere Folgen für die Gesellschaft wie die Verdrängung seelischer Konflikte für den Einzelnen: Nicht wer von Konflikt spricht, sondern wer ihn zu verschweigen versucht, ist in Gefahr, durch ihn seine Sicherheit zu verlieren.

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Bas hingegen wischt diese Grundsätze beiseite. Sie wandelt lieber in den gewohnten Bahnen ihrer Weltanschauung, nach der die Atomenergie des Teufels sei.

Selbst Greta Thunberg ist in diesem Bereich beweglicher. Anders als Bas und die meisten Grünen hat die Klimaschutz-Aktivistin begriffen, dass nicht Kohle eine Übergangsenergie ist, sondern die Atomkraft. Sie ermöglicht, die Klimabilanz der jeweiligen Länder zu verbessern, weil sich mit ihrer Hilfe der CO₂-Ausstoß verringern lässt, der bei der Verbrennung fossiler Energiequellen entsteht.

Das versteht kein aufgeschlossener Mensch

Bas und viele Grüne stört es offenbar nicht, dass in Deutschland künftig immer mehr Elektroautos mithilfe von Kohlestrom durch die Straßen fahren werden. Vollmundig fordern sie die Zeitenwende – aber, bitte schön, nur dort, wo die eigene Ideologie nicht infrage gestellt wird. Wenigstens Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) rät nun dazu, Experten entscheiden zu lassen, wie lange die Atomkraftwerke noch laufen sollen. Ihr Ergebnis kann man jetzt schon voraussagen.

„Aus meiner Sicht hat der Bundeskanzler abschließend entschieden“

Nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck werden die Atomkraftwerke noch in diesem Winter genutzt, jedoch nicht darüber hinaus. Das habe Bundeskanzler Olaf Scholz aus seiner Sicht „abschließend“ entschieden.

Quelle: WELT

Kein aufgeschlossener Mensch versteht, aus welchem Grund die Restlaufzeit deutscher Atomkraftwerke nicht um die Zeit verlängert wird, in der ängstlich auf die Pegelstände der Gasspeicher gestiert wird, weil man fürchtet, am Ende des Winters selbst in den eigenen vier Wänden zu frieren.

Bas versucht, diese Einwände mit einem Verweis auf die Lage der französischen Atomkraftwerke zu entkräften. Doch das Argument überzeugt nicht: In Frankreich ist über die Jahre bei der Wartung und Erneuerung der Anlagen gespart worden mit der Folge, dass nun der Modernisierungsbedarf bei Atomkraftwerken groß ist. Die Probleme in Frankreich sind weitgehend hausgemacht. Wenigstens lassen sie sich beheben und die Schäden reparieren.

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In Deutschland geht nicht einmal das. Die maßgeblichen Regierungsparteien haben ihre ideologischen Gedankengebäude derart einbunkert, dass sie nicht einmal den leisesten Hauch von Vernunft eindringen lassen. Wenigstens eines gelingt ihnen nicht: Die Debatte ist nicht mehr totzukriegen.

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Source: welt.de